Der Eintritt ist frei.
Blog der Linksjugend ['solid] und des SDS
mit Input vom Umweltreferat und Podiumsdiskussion mit Christian Ranft (Greenpeace Jena), Ralph Lenkert (die Linke, MdB), Olaf Müller (die Grünen, Landesvorstand) und Rainer Nebelung (Zukunftswerkstatt). Am Montag den 5.12.11 um 19 Uhr im Hörsaal 4 in der Carl-Zeiß-Straße 3
Der Klimawandel ist das zentrale Problem des 21. Jahrhunderts. Er steht nicht bevor, er findet bereits statt.
Die meisten westlichen Staaten wollen dem entgegnen mit einem Klimaschutzprogramm. Eine Verlagerung der Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen steht dabei im Zentrum. Spätestens nach Fukushima ist klar: Atomenergie kann keine Alternative zu fossilen Brennstoffen bieten.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt bis 2020 die CO2-Emissionen um 40% herabzusenken. Ist dieses ehrgeizige Ziel lediglich mit einem Wandel in der Energieversorgung zu erreichen?
In Anbetracht unseres wirtschaftlichen Wachstumsdrangs und des gesellschaftlichen Konsumbedürfnisses drängt sich die Frage auf, ob es nicht einen tiefergreifenden Wandel bedarf.
Ist die Rettung der Welt in diesem System überhaupt noch möglich?
Wenige Wochen nach dem Castor-Transport nach Gorleben ist es erneut so weit. Der Castor kommt – und soll leise und problemlos durch Thüringen gebracht werden! Für uns ist klar: Ohne uns! Radioaktiver Atommülltransport muss auch außerhalb des Wendlands mit Widerstand rechnen. Genauso wie dort Menschen durch Blockaden und andere Aktionen ihren Unmut über die Atompolitik zum Ausdruck gebracht haben, werden auch wir in Thüringen dieser eine klare Absage erteilen.
Wir werden daher den Transport öffentlich thematisieren, zum Protest aufrufen und demonstrieren!
Demonstration 14.12., 17:00 Uhr, Start an der Staatskanzlei in Erfurt – Bringt alles mit, was strahlt!
Da bei dem Polizeieinsatz in Stuttgart nicht nur „linke“ sondern auch „ganz normale Bürger“ verletzt wurden, kommen langsam auch die Politmagazine der öffentlich rechtlichen in Bewegung. Dieses Video ist ein Ausschnitt aus der ARD Sendung Monitor. Die Sendung geht dem Verdacht nach, dass die Eskalation rund um die Proteste in Stuttgart politisch gewollt war.
Bereits vor einigen Tagen haben wir zu dem Thema einen Artikel aus dem Hamburger Abendblatt veröffentlicht. In diesem Artikel gaben Polizeibeamte zu, dass Beamte in Zivil eingesetzt werden, welche Straftaten begehen sollen um so ein gewaltsames Vorgehen gegen Demonstranten zu legitimieren.
Auf den heise Seiten in TELEPOLIS ist ein Artikel von Peter Nowak erschienen, der sich mit einer neuen Form des Protests gegen die Atomindustrie beschäftigt. Für alle die auch demonstrieren wollen, findet heute Abend (Donnerstag) eines von mehreren Vorbereitungstreffen statt (20 Uhr im Raum 206 der Carl-Zeiß-Str. 3).
Einige Mandatsträger der Linken müssen mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen rechnen. Sie haben neben Gewerkschaftern, Wissenschaftlern und politischen Aktivisten einen Aufruf zum Schottern unterzeichnet. Dieser vor wenigen Monaten noch völlig unbekannte Begriff hat es aus der politischen Szene mittlerweile in die Medien geschafft. Damit wird das Herauslösen von Steinen aus dem Gleisbett bezeichnet, auf dem im November 2010 der nächste Castor mit Atommüll nach Gorleben transportiert werden soll.
Die Organisatoren verstehen diese Aktionsform als eine Weiterentwicklung des Anti-Atomprotests. In den letzten Jahres wurde im Rahmen der Aktion X-tausendmalquer mittels Blockaden der Castortransport verzögert. Die Aktion Schottern wurde im Wesentlichen von dem Bündnis Interventionistische Linke ausgearbeitet, das damit eine Aktionsform propagiert, die über bloße Demonstrationen hinausgeht und trotzdem auch für Menschen aus den sozialen Bewegungen und politischen Parteien vermittelbar ist. Die Unterstützerliste zeigt, dass das Kalkül in Bezug auf die Linke aufgegangen ist. Dass grüne Mandatsträger nicht darunter sind, lag nur an dem Beschluss der Organisatoren, diese auszusparen, weil sie diese Partei für zu etabliert hielten und deren Atomkompromiss ablehnen.
Grüne Mandatsträger und Organisatoren stehen allerdings neben den Jusos und Jochen Stay von X-tausendmalquer unter einer Solidaritätserklärung mit Castor schottern. Dort heißt es:
„Wir haben Verständnis für diese Aktionsform als ein Stoppschild für eine Politik, die Mensch und Umwelt hinten anstellt und verurteilen jeden Versuch einer Kriminalisierung derjenigen, die sich in dieser Form engagiert der Atomkraft entgegenstellen. Wir sehen diesen Akt des zivilen Ungehorsams als Ausdruck für das Streiten um die Unversehrtheit der jetzigen und der kommenden Generationen.“
Die Aktionsform hat zu heftigen Diskussionen geführt. Handelt es sich um eine legitime Aktion des zivilen Ungehorsams, auch wenn sie „vielleicht nicht vollständig durch das bürgerliche Gesetzbuch gedeckt sein sollte“, wie Florian Wilde vom Studierendenverband Die Linke.SDS erklärte? Oder ist das Schottern eine Straftat, wie es von der Gewerkschaft der Polizei, konservativen Politikern und der Staatsanwaltschaft heißt?
Auch von dieser Debatte können die Aktivisten profitieren. Nach den Erfahrungen der Mobilisierung gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 und den Neonaziaufmarsch in Dresden im Februar 2010 sorgten die Durchsuchung von linken Zentren und die Beschlagnahme von Computern und Materialien für einen Solidaritätsschub über das linke Spektrum hinaus. Bei der Schottern-Kampagne setzte diese Solidarisierung schon bei der Ankündigung von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und der Sperrung einer Internetseite ein.
Auf den heise Seiten in TELEPOLIS ist ein Artikel von Marcus Hammerschmidt erschienen, der sich mit den gesellschaftlichen Vorgängen rund um Stuttgart 21 beschäftigt.
Am Donnerstag, den 30.9., kam es in Stuttgart zu verschiedenen Brüchen: Nasenbeine, der Landfrieden und nicht wenige Herzen wurden von der Polizei gebrochen. Seitdem gibt sich die bürgerliche Demokratie von ihrem eigenen Benehmen erschrocken.
Erstaunliches geschieht in Baden-Württemberg, dem deutschen Bundesland, dessen Polizei zwar über Wasserwerfer verfügt, aber so gut wie nie einsetzt. Letzte Woche Donnerstag war es dann so weit, und die Helden der Exekutive bewiesen, dass sie ihr Gerät dennoch zu bedienen wissen, ob es sich nun um Wasserwerfer, Pfefferspray oder Schlagstöcke handelt. Da die Staatsgewalt ausnahmsweise einmal nicht Autonome, Kurden, Fußballfans oder sonstige Außerirdische in die Mangel genommen hat, ist das Entsetzen groß. Der Mittelstand, der sich von diesen Außerirdischen immer weit genug entfernt wusste, aber an Stuttgart 21 so wenig Gefallen findet, dass seine Empörung in Protest umschlägt, sieht sich auf untunliche Weise mit dem „Gesocks“ in eine Ecke gestellt: „Das könnt ihr doch mit uns nicht machen!“. Wenn auch die anderen immer kriegen, was sie verdienen – die braven Schwaben sind beleidigt, dass ihre Polizei ihnen die Fresse poliert, dass sie, die sich für die Mitte des Volks, für den eigentlichen Volkssouverän halten, Opfer eines ansonsten beharrlich geleugneten Gewaltverhältnisses werden. Wenig bezeichnet die Haltung der Grünen und der Linken deutlicher als der Schaum vor dem Mund angesichts der Polizeigewalt gegen Rentner und Schüler. Als stünden diese Bevölkerungsgruppen irgendwie unter Naturschutz. Während die Chaoten, die Außerirdischen, immer völlig zu Recht mit den Serviceleistungen von muskulösen Freunden & Helfern des Kapitalismus zu tun bekommen haben, ob in Berlin-Kreuzberg, in Hamburg, in Wackersdorf oder im Wendland.
Weil er Steuern zahlt, möchte der brave Bürger auch auf Bäume klettern und die Polizei am Durchsetzen von irrsinnigen Großprojekten hindern dürfen, ohne darauf hingewiesen zu werden, dass er Steuern zahlen, wählen und stillhalten soll – was doch die Form der Demokratie ist, die ihm ansonsten so vortrefflich behagt. Ja, fürwahr, es kommt zu unangenehmen Missverständnissen, wo das Stimmvieh glaubt, es sei schon etwas gesagt, wenn es ruft: Wir sind das Volk!
Achse der Korrupten
Aber da sind noch mehr Brüche. Der Bahnhof wird abgebrochen; der pasteurisierte und homogenisierte Kleister, mit dem die Medien die Realität Tag für Tag zukleistern, wirkt auf einmal wie angetrocknet, brüchig geworden. Adorno hatte seinerzeit für diese Klebemasse den Begriff „Verblendungszusammenhang“ erfunden, „Verblödungszusammenhang“ mag heute treffender sein. Der Verblödungszusammenhang, der von einer Achse der Korrupten (Journalisten, Politikern, Bahnmanagern) Tag für Tag durch eine Unzahl von Medienbeiträgen immer neu hergestellt wird, stößt an seine Grenzen, wo der Normalbürger, der sich ansonsten nur allzu gern innerhalb dieser Grenzen aufhält, wie ein Kind, dem die Wahrheit über den Nikolaus dämmert, verbittert ausruft: „Die lügen ja alle!“. Und plötzlich klingt die Redewendungen von der „Deeskalation“, von der „ausgestreckten Hand“, von der „Besonnenheit“, wie das, was sie sind: bestelltes und bezahltes Gerede von professionellen Lügnern, der fadenscheinig gewordene Samt um die eiserne Faust der Interessenwahrung. Politiker fordern Demonstranten zur Friedfertigkeit auf, die sie vorher haben zusammenschlagen lassen. Wenn sie vor die Mikrofone treten, sehen sie aus wie die Pressebeauftragten der Cosa Nostra. Die Pfaffen sind bestürzt, dass die Nutzlosigkeit ihrer runden Tische und Gesprächskaffeekränzchen offen zutage tritt. Die prügelnde Polizei gibt sich entsetzt von der Aggressivität der Demonstranten, die sogar aufjaulten, wenn sie Schläge bezogen.
„Legitimationsgerede“
Besonders nachdrücklich macht sich Rüdiger Grube lächerlich, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG. Wie ein Papagei, der sich erst auf seinen Lieblingsspruch versteift hat, begreift er nicht, dass seine Behauptung, Stuttgart 21 sei „demokratisch ausreichend legitimiert“, langsam den bürgerlichen Konsens zu den Legitimationsmechanismen in unserer fabelhaften Konsensdemokratie anzugreifen beginnt. Wenn er zusätzlich behauptet, dass „bei uns“ die Parlamente entscheiden, „und niemand sonst“, dann beweist er, dass er noch lesen lernen muss. Erstens die Zeitung, in der sein Legitimationsgerede angesichts fröhlich vor sich hin explodierender Projektkosten dem Gelächter jedes denkenden Menschen preisgegeben wird, und zweitens das Grundgesetz, besonders Artikel 20, Absatz 2. Das S21-Planungschaos hinter den Kulissen spielt natürlich bei Herrn Grubes legitimem Theater keine Rolle, und was die Geschichte angeht, verlässt er sich zu Propagandazwecken auf selektive Wahrnehmung: Stuttgart 21 werde vor seiner Durchsetzung bekämpft und nach seiner Durchsetzung geliebt, wie andere Großprojekte auch, z.B. die Messe auf den Fildern. Das nie gebaute Atomkraftwerk Wyhl und den mit Stuttgart 21 an Schwachsinnigkeit vergleichbaren Großflughafen im Schönbuch – ebenfalls zum Glück nie gebaut – vergisst Herr Grube dabei genehm.
Was mit dem unterirdisch dummen S21-Projekt nun wird, weiß keiner. Aber eins ist gewiss: Dass das Bürgertum in Stuttgart derzeit in den Spiegel sieht und sein eigenes Gesicht nicht so recht leiden mag, ist ein Bruch, den es zunächst einmal nur zu goutieren gilt. Trotz aller politischen und publizistischen Verteufelung von „gesellschaftlichen Spaltungen“ und trotz aller schafsfrommen Hoffnungen auf die Rückkehr zum üblichen Kleister-Konsens.
Kampagne für saubere Kleidung
Unterzeichne die Petition: http://www.rightsforpeople.org , mehr Informationen unter: http://www.saubere-kleidung.de/ , http://www.facebook.com/CCCde